Kokosöl?! Oder doch lieber was Wirksames?
Kokosöl? Oder doch Schwarzkümmel? Oder lieber was Wirksames?!
Zecken haben Hochsaison! Und wie bei uns Menschen gibt es auch unter den Vierbeinern Exemplare, die „gut schmecken“ und andere, die nur selten von Zecken befallen werden.
Fakt ist: Zecken übertragen Krankheiten, mit denen allesamt nicht zu spaßen ist. Darunter zählen unter anderem die Borreliose, Babesiose, Anaplasmose und die Ehrlichiose.
Bei der Babesiose, übertragen durch die Auwaldzecke, werden 12-72 Stunden nach dem Biss die roten Blutkörperchen zerstört. Verläuft die Infektion akut, zeigen erkrankte Hunde 10 bis 21 Tage nach dem Stich hohes Fieber, sind teilnahmslos und fressen nicht mehr. Später kommt es zu Durchfall und Erbrechen gefolgt von akutem Nierenversagen mit der Ausscheidung von cola-farbenem Urin, da er die Ausscheidungsprodukte der zerstörten Blutkörperchen enthält. Mit dem Zerfall der roten Blutkörperchen kann durch den Wegfall des Hämoglobins kein Sauerstoff mehr transportiert werden; der Patient leidet an akuter Atemnot infolge Sauerstoffmangel, er kann zudem kein Co2 mehr abatmen. Schließlich verlieren die Hunde das Bewusstsein und sterben.
Beim chronischen Verlauf zeigen die Tiere einen schleichenden Krankheitsverlauf und haben, ähnlich wie bei der menschlichen Malaria, immer wieder Fieberschübe. Die Erkrankung wird deshalb auch häufig als „Hundemalaria“ bezeichnet.
Bis vor einigen Jahren galt die Babesiose noch als Reisekrankheit. Durch zunehmende Urlaubsreisen mit Hunden in den Mittelmeerraum und durch Importhunde wurde die Auwaldzecke mitsamt des Erregers nach Deutschland eingeschleppt und ist mittlerweile in ganz Deutschland verbreitet. Jedes Jahr erkranken etwa 3.000 bis 4.000 Hunde, die niemals im Ausland waren.
Die Anaplasmose wird durch den heimischen Holzbock übertragen und ist vor allem in Nordeuropa zunehmend auf dem Vormarsch. Die Anaplasmen, einzellige Blutparasiten, befallen einen Teil der weißen Blutkörperchen. Die Erkrankung kann in mehreren Phasen verlaufen und sich über Jahre erstrecken. Akut erkrankte Hunde haben meist hohes Fieber, sind schwach und fressen nicht mehr. Durch Gelenkentzündungen kommt es zu Lahmheiten. Wird die akute Phase überlebt, folgt eine Zeit, in der die Tiere die Erreger zwar weiterhin in ihrem Körper beherbergen, aber gesund erscheinen. Sobald das Abwehrsystem des Hundes geschwächt wird (z. B. durch andere Erkrankungen oder Stress), bricht die Krankheit erneut aus. Neben Fieber und Gelenkproblemen kommt es zu teils schweren Blutungen aus den Körperöffnungen und Einblutungen in die äußere Haut und die Schleimhäute.
Die Borreliose wird ebenfalls durch den Holzbock übertragen und durch Bakterien (Borrelien) verursacht. Die im Darm der Zecken lebenden Erreger werden erst nach dem Zeckenstich durch die Blutmahlzeit aktiviert. So kann es bis zu 24 Stunden dauern, bis sie über den Einstichkanal in den Wirt eindringen. Borreliose kann bei Hunden akute Gelenkentzündungen hervorrufen. Allerdings kommt es nur bei einem kleinen Teil der infizierten Tiere zu diesen Symptomen. Treten nach einem Zeckenbefall allgemeine Krankheitserscheinungen wie Fieber, Müdigkeit oder Leistungsabfall auf oder gar zusätzlich Bewegungsunlust, Lahmheiten, Abmagerung oder neurologische Ausfallerscheinungen, kann eine Borreliose-Infektion die Ursache sein. Wichtig ist dann der direkte Erregernachweis durch Entnahme einer Gewebeprobe an der Stelle des Zeckenstichs oder von Gelenkflüssigkeit. Ein Test allein auf das Vorliegen von Antikörpern gegen Borrelien ist dagegen nicht krankheitsbeweisend.
Die Ehrlichiose ist eine in den Mittelmeerländern weit verbreitete – aber auch bereits im Saarland nachgewiesene – Erkrankung beim Hund. Der Erreger, das Bakterium Ehrlichia canis, wird von der Braunen Hundezecke (Rhipcephalus sanguineus) übertragen. Er befällt die ebenfalls zu den weißen Blutkörperchen zählenden Monozyten und gelangt in Lymphknoten, Milz und andere Organe. Ein bis zwei Wochen nach der Ansteckung kommt es zum Krankheitsausbruch mit wiederkehrendem Fieber, Appetitlosigkeit, Atemnot, Blutungen, Milz- und Lymphknotenschwellungen sowie weiteren Symptomen. Später kommt es zur dauerhaften Blutarmut. Deutsche Schäferhunde scheinen besonders anfällig für diese Erkrankung zu sein.
Also: alles keine Kleinigkeiten! Aber Gott sei Dank gibt es die Möglichkeit, diese Krankheiten durch den Einsatz von wirksamen (!) Präparaten zu verhindern. Dazu eignen sich Tabletten, SpotOn-Präparate zum Auftragen in den Nacken oder Halsbänder mit den Wirkstoffen Fluralaner oder Sarolaner, Flumethrin, Imidacloprid usw (ausschließlich beim Tierarzt erhältlich), aber weder Kokos- noch Schwarzkümmelöl, Bernsteinketten oder generell frei verkäufliche Präparate aus den einschlägigen Futterhäusern oder Drogeriemärkten. Uns schwillt der Kamm, wenn die Wirksamkeit der frei verkäuflichen Präparate oder Öle angepriesen wird! Wenn der Hund nach Auftragen von Kokosöl keine Zecken hat, dann war er geruch- und geschmacklich auch schon vorher nicht attraktiv für die kleinen Plagegeister.
Ein Kollege hat ausgerechnet, welche Dosis Kokosöl für einen 30kg-Labrador nötig wäre, um eine wirklich abwehrende Wirkung zu erzielen: dazu müsste man den Hund 2xtgl mit knapp 3 Litern Öl einreiben. Da rutscht nicht nur die Zecke aus 😉
Fazit: beobachten Sie zunächst, wie „attraktiv“ Ihr Vierbeiner für Zecken ist. Mitunter reicht es, den Hund nach jeden Spaziergang genau zu kontrollieren und die Zecken ggfs abzusammeln. Sollte es sich jedoch um einen Zeckenmagneten handeln, dann lassen Sie sich bitte von uns beraten, welches das richtige Präparat für Ihren Liebling ist.
Ihr Praxisteam